Wo bist du hin, liebes Leben?

Mai 16, 2011 at 7:56 pm (momentaufnahmen) ()

Hallo Leben,

Ich bin´s,  kennst Du mich noch? Wir haben uns ja jetzt schon eine ganze Weile nicht gesehen. Momentan hab ich eher Kontakt zu deiner blöden kleinen Schwester der Tristesse. Nervt die Dich eigentlich auch so wie mich? Mich wundert es ja das sie mich auf Facebook noch nicht geaddet hat.Jeden Tag kommt die mir mit der selben Alltagsleier. Sie ist ja mittlerweile überall, selbst bei meinen heißgeliebten Küchenabenden mit mir alleine hockt sie am Tisch, sie lässt mir nicht mal den Raum zum Denken. Das hab ich doch so gerne gemacht. Sie bringt mich oft zum weinen. Das ist nicht nett von ihr.

Was ich dir sagen will, liebes Leben, ich vermisse Dich. Weisst Du noch? Es ist noch nicht ganz so lang her, da hast Du mich mal wieder ein Stück mitgenommen, mich überrascht, mich jeden morgen angelächelt. Das war schön.

Ich weiß gar nicht mehr an welchem Punkt es aufhörte. Hab ich was falsch gemacht? Ich dachte eigentlich ich habe mich immer recht fair dir gegenüber verhalten. Ich glaub ich weiß was dich so wütend auf mich macht. Ich hab in den letzten Monaten einige Chancen nicht genutzt die Du mir gegeben hast. Das war vielleicht dumm. Ich weiß, ich hätte den Weg gehen sollen den Du mir gezeigt hast. Ich war vielleicht überfordert, hatte Angst vor der Veränderung. Ein Feigling. Angst vor der eigenen Courage nennt man das wohl.

Ich möchte mal wieder an teilnehmen an dir. So wie früher. Wie schön wir das hatten, damals, als die Luft noch nach Unschuld roch und meine Träume aus Zuckerwatte und geschossenen Jahrmarktrosen bestanden.

Ich möchte nicht jeden Morgen deiner Schwester Tristesse begegnen. Ich kann und will sie nicht mehr sehen.

Komm und räume hier mal wieder auf. Feg den Staub von meiner Seele. Nimm meinem Herzen doch mal eine Entscheidung ab. Mach mich doch wieder zu der, die ich bin.

Lass dich mal wieder sehen, hier, in mir.

C.

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Nur zu Besuch -oder- Wie mich die Stille für sich gewinnt

Mai 5, 2011 at 5:19 pm (momentaufnahmen) ()

Der Weg zu ihm ist nicht weit. Vielleicht einen Kilometer, vielleicht auch drei, gefühlte tausend. Wie immer, auf diesem Weg, die Ramones im Ohr. Immer das gleiche Lied, sein Lied. Manchmal fahre ich einen kleinen Umweg um den Song bis zum Schluss hören zu können.

Mit dem letzten Ton komme ich an.

Das Wetter ist schön. Die Sonne scheint, der Wind weht vorsichtig. Mit dem Schritt durch den riesigen Torbogen, verändert sich etwas in mir. Es wird still. Ich laufe an dem kleinen Blumenladen vorbei, die Dame an der Theke lächelt mich an, auf diese bestimmt  Art, die ich so hässlich finde. Es ist dieses Mitleidslachen.

Alte Frauen an den Gräbern ihrer Männer, sich bückend um es dem Liebsten noch mal schön zu machen. Gusseiserne Gießkannen klimpern dumpf. Zusammen mit dem lieblichen Vogelgezwitscher zaubern sie diese einzigartige Friedhofsmelodie. Das knirschen der Kieselsteine unter meinen Füßen wird Schritt für Schritt leiser, fast instinktiv werde ich langsamer. Laufe vorsichtiger. Nur noch eine Kurve. Einmal nach rechts.

Die Sonne kämpft sich durch die Baumkronen. Sonnenstrahlen schaffen es nur vereinzelt auf seine schlichte, schwarze Marmorplatte. Ich lese seinen Namen, meinen Namen. Die Stille in mir breitet sich aus. Seit nun schon 2 Jahren das gleiche Gefühl. Nie wird es besser oder anders.

Gelber Blütenstaub verdeckt sein Geburtsdatum. Ich wische ihn mit meiner Hand weg und erschrecke vor der Kälte die ich fühle. Es ist nicht mehr die Wärme die ich spürte als ich über seine Wange streichelte, mich mit meinem Kopf an seine Brust lehnte um Schutz, Trost und Sicherheit zu erfahren.

Nur die Erinnerung bringt uns jetzt zusammen. Die Erinnerung an den ersten Mann den ich liebte, an meinen Held. Die Gedanken an seine stacheligen Küsse auf meine kindlichen Wangen. An seinen stolzen Blick als ich das Fahrradfahren, das Schwimmen lernte. An seine Tränen als ich das erste Mal auf einer Bühne stand, mein Kind auf die Welt brachte. An die Art, wir er mich mit seinem norddeutschen Akzent Mukking nannte.

Ich möchte ihm soviel erzählen. Von mir, meinem Kind. Vom Glück. Davon wie sehr er fehlt. Immer. Davon, das es immer schwerer wird ihn zu uns zu holen, weil sich auch meine Welt weiter dreht. Davon, das ich nicht weiß wo ich  hin will, weil ich nicht weiß wo ich herkomme. Zu viele offene Fragen, Lücken die nicht mehr zu schließen sind.

Ungelöst und unbeantwortet seit dem Tag, an dem sein Herz aufhörte zu schlagen.

Ich wische mir die Tränen aus dem Gesicht. Noch einmal atmen, noch einmal die Augen schließen. Dann drehe ich mich um und gehe den schmalen Weg zurück, vorbei an den alten Damen die sich mittlerweile auf eine Bank gesetzt haben und zusammen schweigen. Vorbei an der Blumenfrau, sie lächelt immer noch ihr Mitleidslächeln.

Ich steige in mein Auto und fahre los.

Zu Hause angekommen, lässt das Lachen meines Kindes die Stille in mir schwinden. Heute Abend, wenn der Himmel es uns erlaubt, gucken wir wieder aus dem Fenster, zu den Sternen, zum Mond, zu seinem Opa und meinem Papa. Denn es geht weiter. Irgendwie.

C.

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Frieden fetzt.

Mai 4, 2011 at 4:29 pm (momentaufnahmen) ()

Frieden. Frieden ist ein gutes Wort. Doch, man kann sagen Frieden fetzt. Jeder ist doch für Frieden. Ein Unmensch, wer etwas anderes behauptet.
Doch was tun wir dafür? Also ich meine damit was wir wirklich tun, außer davon zu sprechen?  Welchen Preis ist denn jeder einzelne bereit zu zahlen um in einer friedlichen Welt zu leben?
Welchen Preis kann man denn zahlen wenn man seinen eigenen Frieden nicht mal findet. Wir fordern Brot für die Welt, schaffen die Wehrpflicht ab und sind nicht mal in der Lage mit uns und unserer Geschichte, unseren Feinden Frieden zu schließen.
Wir sind mehr damit beschäftigt, uns über die Menschen zu erkundigen die wir nicht mögen, als die , die wir lieben in den Arm zu nehmen und genau das zu schaffen : einen friedlichen Moment. Mir scheint, als hätte man Angst davor das alles gut sein könnte.
Was wäre es denn für eine Welt wenn es nur Frieden gäbe? Was würden unsere Politiker tun? Wofür würden wir auf die Straße gehen…wobei das absoluter Blödsinn ist. Wer geht denn heute noch für den Frieden auf die Straße? Ist doch uncool.
Wenn es um Atomkraft geht, wenn irgendwo im Schwabenland nen scheiß Bahnhof gebaut werden soll, dann sind wir aktiv. Dann gehen wir raus. Dann zeigt das Volk sein Gesicht. Was tun wir für den Frieden?
Ich mein, es ist ja auch viel schicker sich eine Anti-Atomkraft-Sonne irgendwo anzustecken, das Facebookprofilbild damit zu schmücken und mit Claudia Roth nen Plausch bei einer Sitzblockade zu halten als wirklich dafür einzustehen was der Menschheit am meisten fehlt:  Respekt, Akzeptanz.
Frieden fängt genau wie Politik im eigenem Leben an, vor der Haustür, am Mittagstisch, beim Einkaufen, in Schulen, in Universitäten, am Arbeitsplatz. Solange wir in diesen Bereichen nicht in der Lage sind uns unseren eigenen Frieden zu schaffen, sollten wir die große weite Welt in Ruhe lassen.

C.

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Vom Block in den Blog

Mai 4, 2011 at 12:06 pm (Uncategorized) ()

Nun ist es wohl soweit, ich blogge.

Lang hab ich mich gegen diese Form sich auszudrücken gewehrt. Zu anonym, zu kalt. Aber da ich mich nun schon seit einer Weile in Satz-und Wortfetzen auf Twitter mitteile, war es jetzt nen kleiner Schritt diese Seite zu erstellen, es musste ja so kommen. Man könnte es als Geltungsdrang bezeichnen, ich nenne es lieber den Versuch etwas festzuhalten was sonst auf den vielen Blättern Papier vergilbt. Hier dürfen Wörter leben vor allem überleben.

Man sollte sich wohl Gedanken darüber machen, worüber man schreiben will. Das halte ich für überflüssig, fange ich an darüber nachzudenken verfehlt die Sache hier das Ziel. Ich möchte tippen, loswerden, in Brocken oder im Zusammenhang, möchte mit Worten spielen, Erlebnissen eine Farbe geben, gelebte Tage noch einmal leben.

Ich möchte Geschichten erzählen vom Sein und Bedeuten. Von Kriegen und Frieden. Vom niemals zufrieden sein.

C.

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